Schreiben mit KI: Wer reitet dieses Pferd? Wer ist das Pferd?


Seit Anfang des Jahres experimentiere ich beim Schreiben und Arbeiten manchmal mit KI. Aus Neugier, mit vielen Zweifeln und Fragen persönlicher, gesellschaftlicher, ethischer Natur, manchmal voller Frust und Entsetzen, manchmal voller Freude und Flow.

Ich experimentiere damit, weil ich wieder mal das Gefühl habe, dass es vor allem die technikaffinen, optimierungswütigen Buben sind, die sich damit beschäftigen, und ich will ihnen das Feld nicht überlassen. Ich will selber verstehen, was da passiert und wie ich damit umgehen will. Ich will heraus finden, ob sich damit Kunst machen lässt, oder irgendwie beziehungsorientiert arbeiten.

Ich experimentiere damit, weil ich bei der Schreibwoche im September dazu einen Workshop halten werde, und ich möchte dort keine Allgemeinplätze oder falschen Infos weiter geben. Ich will bei diesem Workshop weder in eine naive Begeisterung verfallen noch Angst und Scham verbreiten. Ich will einen Raum schaffen, in dem wir gemeinsam offen und kritisch auf diese neue und tatsächlich weltverändernde Technologie zugehen.

Und weil bei diesen Experimenten seeeehr viel Material entstanden ist, das alles auf keinen Fall in einen einzelnen Workshop passt, habe ich vorab ein Büchlein erstellt.

Es heißt: Wer reitet dieses Pferd / Wer ist das Pferd.

Dieses Zine enthält Notizen, Fragen und Zeichnungen zu meinen Experimenten mit Claude und ChatGPT. Es geht natürlich um Magie und um Ausbeutung. Es ist ein bisschen lustig und ein bisschen traurig.

Es ist mehr ein fragmentarischer Gedicht/Essayband als ein Ratgeber.

(Gedichte als eingeübte und greifbare Form der Welterfahrung und Weltverarbeitung sind und bleiben dringend notwendig, für sie müssen wir kämpfen, sie bringen mehr Zweifel und mehr Fragen in die Welt, sie helfen uns zu fühlen, während wir denken. Blogartikel und Reportagen und Warnungen gibt es genug, um die müssen wir uns nicht sorgen. Bitte packt mehr Gedichte in Ratgeber.)

Das Büchlein mit meinen KI-Experimenten will ich dir hiermit schenken. Hier findest du eine kurze Einführung dazu, und kannst es dir direkt als PDF runterladen.

Ich schreibe in dem Zine: Mit KI arbeiten ist eine Übung darin, etwas von einem (vermeintlichen) Gegenüber zu wollen, zu verlangen, klar und ehrlich zu sein in dem, was man braucht. Mit der Gefahr, dass wir damit nur das bekommen, was wir wollen.

Auch sonst habe ich in dem Zine vor allem Widersprüche und Fragen zu diesem Thema gesammelt – aber ich hatte auch extrem viel Spaß beim Erstellen, und so ist unter anderem ein Comic entstanden, über einen Holzcomputer und eine Horde wilder Reiterinnen, die ihn attackieren.

Tiefer in den tatsächlichen konkreten Umgang mit KI für (literarisches und funktionales) Schreiben werde ich dann wie gesagt im September gehen, beim KI-Schreibworkshop in unserer Schreibwoche.

Da stelle ich im Detail die Experimente vor, die ich mir im Laufe der letzten sieben Monate ausgedacht, und die teils sehr weirden Ergebnisse und Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe.

Ich zeige auch die Einstellungen, die ich inzwischen nutze beim Arbeiten mit KI, mit denen ich immer wieder tatsächlich interessante Antworten generieren kann (was beim Schreiben mit KI gar nicht so einfach ist) und die mich davor schützen, von dem Ding verschluckt zu werden (was nämlich auch gar nicht so unproblematisch ist).

Wie wir KI sehen, verwenden und nutzen oder ignorieren, hat viel damit zu tun, welche Modelle wir für unser Denken verwenden:

Denkst du wie eine Fabrik?

Wie ein Computer?

Wie ein Pilz?

Wie eine Stadt?

Im Kreis?

In Netzen?

…?

Und es geht natürlich darum, welche Prioritäten wir haben:

Willst du gründlicher sein?

Willst du Recht haben?

Willst du schneller sein?

Willst du weirder sein?

Willst du mehr Spaß haben?

…?

Ist Schreiben für dich Arbeit, die abgenommen werden soll?

Ist Schreiben Kunst, bei der es vor allem um den Prozess geht?

Ist deine Arbeit etwas, das du tun willst oder eher etwas, das du abgeben willst?

Und was passiert in den Zwischenräumen dieser Fragen und ihrer Antworten, und was bedeutet all das für deine KI-Nutzung oder Nicht-Nutzung?

Das schauen wir uns an, und an diesen Rändern werden wir spielen.

Komm dazu, es gibt noch freie Plätze für die Schreibwoche, die auch neben dem Workshop ein Fest wird, ein Verbinden und Verweben und Werkeln und Träumen, ein Ort für deine Schreibpraxis und ein Ort, um dich als Schreibi zu spüren.

Und vorher aber wünsche ich dir: Viel Freude mit meinem Büchlein! Melde gerne zurück, was es mit dir macht, und an welchen Rändern du gerade turnst.

PS. Und falls du es dich gerade fragst: Dieser Brief wurde komplett ohne KI geschrieben :) Auch das werde ich beim Workshop thematisieren, wie wir transparent mit KI-Unterstützung umgehen können, und das versuche ich auch im Zine umzusetzen (siehe die ellenlange Credits-Seite am Ende).

E I N L A D U N G E N

Schreibwoche September: 8. bis 13. September 2025

Eine Woche voller Anregungen, Unterstützung und Gemeinschaft, um neue Texte zu beginnen oder begonnene fertig zu stellen. Eine Einladung, dein Schreiben ernster zu nehmen und gleichzeitig ins Spielen zu kommen, ins wilde und freudvolle Ausprobieren und Forschen. Alle Textarten sind willkommen!

Die Schreibwoche September enthält (unter vielen anderen tollen Dingen) einen Workshop zum Schreibprozess namens Experimentelles und freudvolles Schreiben mit KI.

Hier findest du weitere Details zur Schreibwoche.

Wir-sind-nicht-alleine-Telko: 27. August, 14 - 15:30 Uhr

Eine monatliche, kostenlose Runde für (werdende) Einzelselbständige und Künstler:innen, die Gleichgesinnte, Inspiration und Unterstützung suchen.

Wir treffen uns, um uns auszutauschen und in unserer Nähe zu bleiben, und wir starten mit einem sanften Ankommen mit kleiner poetischer Schreibaufgabe. Du bist sehr herzlich willkommen, egal ob du zum ersten Mal teilnimmst oder fast jedes Mal dabei bist!

Hier geht es zu den Details zur Wir-sind-nicht-alleine-Telko.

Schreibtag am 19. September, 9 bis 17:30 Uhr

Wir sitzen an einem Schreibtag digital zusammen, du arbeitest an deinen Texten (oder deiner Website) und wir sind in unserem Forum da für all deine Fragen, geben Feedback und Motivation, checken morgens und mittags gemeinsam in der Gruppe per Zoom mit dir ein und feiern am Abend mit dir, was du geschafft hast.

Hier findest du mehr Infos und kannst deinen Termin buchen.

Die gute Website

Für Haltung, gegen Perfektionismus. E-Mail ist unsere liebste Art, digital zu kommunizieren. Mails können persönlich und direkt und unaufdringlich sein, mehr Unterhaltung zu zweit als Megafon. Dadurch ergeben sich so schöne und tiefe Dialoge, und dadurch wiederum Beziehungen. Diese „E-Mail-Briefe“ sind unsere Einladung an dich, an diesem Dialog teilzunehmen. An dem Versuch, über diese Bildschirme einen echten Austausch zu wagen.

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