Wie würdest du „Commitment“ übersetzen?


Während es draußen stürmt, die Wolken kommen und wieder gehen, die Sonne kommt und wieder geht, versuche ich (Kathrin) diesen großen Übergang, vom Sommer zum Herbst, mit all seinen kleinen Übergängen, anzunehmen und mich auf ihn einzulassen. Eine Freundin sagt, während wir heißen Tee trinken, sie könne sich jetzt wieder besser konzentrieren. Sie spüre weniger Ablenkungen im Außen, bleibe häufiger drinnen und schreibe. Und ich verstehe total gut, was sie meint. Und sehne mich so sehr nach einer Zeit mit mehr Fokus, mehr Konzentration und weniger Ablenkung.

Und ich denke an die letzte Wir-sind-nicht-alleine-Telko zurück und wie wir dort in der Gruppenrunde auf einmal ganz fokussiert auf einzelne Wörter geschaut haben, sie ganz genau unter die Lupe genommen haben.

Zum Beispiel dass man „unverschämt viel Spaß in der Selbständigkeit“ haben kann, und warum das Wort unverschämt im positiven Kontext so selten vorkommt (dabei klingt es doch total verlockend, ganz ohne Scham Freude an etwas zu haben).

Und wir haben nach einer angenehmen deutschen Übersetzung des Commitments gesucht. Haben eine große Abneigung gegen die Verpflichtung gespürt und sind dann bei der Verbindlichkeit gelandet – in der auch die (uns so wichtige) Verbindung steckt.

Am Wochenende sprach ich (Ricarda) mit einem Freundi weiter über das Wort Commitment, und das Freundi schlug als ergänzende Übersetzung vor: sich bekennen. Was sich auch so richtig anfühlt.

Ein bisschen auch wie: Farbe bekennen. Was Mut braucht, und ja, Verbindlichkeit braucht Mut.

Ich spüre diesen Mut zurzeit im Schreiben. Nicht durchgehend, nicht immer, die Zweifel sind natürlich auch noch da. Aber ich spüre, dass ich mutiger werde, dass ich mehr rausgehe mit meinen Texten, dass ich im täglichen Kompost persönlicher werde und auf Instagram mehr vom Kompost teile. Dass ich mich mehr und mehr zu meinem Schreiben bekenne.

Dass ich mich wieder regelmäßiger und näher mit meiner angefangenen Erzählung beschäftige. Diese Erzählung gibt es schon, und es gibt sie noch nicht, sie ist noch nicht das, was sie sein könnte, aber sie lebt schon in einer Welt. Und ich schlich monatelang nun wieder um sie herum, wollte weiter schreiben, wollte die Erzählung in die Schublade stecken und vergessen, dass ich sie jemals begonnen habe, beides gleichzeitig.

Und fast ohne es richtig zu bemerken, habe ich in den letzten Wochen eine Verbindlichkeit für dieses Schreiben geschaffen, eine Regelmäßigkeit, die dazu führt, dass ich wieder in Verbindung damit komme. So dass mich meine eigenen Fragestellungen und Themen darin wieder anrühren. So dass mich meine Figuren durch den Tag begleiten. So dass ich zwischendurch etwas lese oder beobachte und denke – ah, das könnte Ali gesagt haben. Oder: Vielleicht trägt Jott eine solche Hose.

Der Mut für diese neue Verbindung und Verbindlichkeit kommt aus mir, aber er kommt durch andere zu mir.

Es sind, speziell dieses Jahr, speziell seit dem Schreibmonat im März und dem Schreibwochenende im Juni, immer mehr schreibende Menschen in meinem Leben. Wir haben sie gerufen, und sie sind gekommen, und sie sind geblieben. Es haben sich Banden gebildet und konspirative Knäule, regelmäßige Textwerkstätten, gemeinsame Schreibprojekte, ein Buchclub, Ideen für weitere Schreibworkshops – ein wachsendes Ökosystem an Menschen, die sich nach und nach zu ihrem Schreiben bekennen.

Je mehr Menschen mich begleiten, die selber schreiben, die mit mir über das Schreiben sprechen wollen, mit denen ich Texte reflektieren und untersuchen und besprechen kann, umso mehr spüre ich, was für eine Kraft das ist.

Und es ist ein schöner Zufall, dass genau dieser Tage der Literaturbote bei mir im Postfach landete – die Zeitschrift, für die ich während des Schreibmonats an einem Text arbeitete, den ich dort einmal mit in die Feedbackrunde gegeben hatte. Denn genau so ein gemeinschaftlicher und interessierter Raum war das, dass auch ich, als raumhaltende Person, dort einen Text mit hinein geben konnte. Dass ich selber von diesem Raum langanhaltend berührt und verändert wurde.

Es gibt so viele Arten, sich mutig zu verbinden, sich zu committen. Zu sich, zur unverschämt freudvollen Selbständigkeit, zum Schreiben.

Falls du spürst, dass eine Gemeinschaft schreibender Menschen dir helfen würde, dich zu deinem Schreiben zu bekennen und dich darauf zu fokussieren: Wir halten vom 1. bis zum 3. November das letzte Schreibwochenende dieses Jahres, und laden dich von Herzen dazu ein.

Jede Schreibgruppe, die wir bisher gehalten haben, hat uns schlichtweg von den Socken gehauen mit ihrer Freude und Neugier und Ehrlichkeit und Intensität, und wir freuen uns bereits dermaßen auf diese nächste Gruppe.

Hier findest du alle Details zum Schreibwochenende.

In großer Verbundenheit

T E R M I N E

Co-Working am 21. Oktober, 9 bis 17:30 Uhr

Das digitale Co-Working ist ein Termin für dich und die Arbeit an deiner Website, bei dem wir dich unterstützen, große und kleine Veränderungen an deiner Seite vorzunehmen.

Wir schauen dabei auf das, was schon da ist und helfen dir, von dort aus weiterzugehen: wir stehen dir deshalb sowohl bei ganz praktischen und technischen Fragen als auch bei strukturellen, gestalterischen und textlichen Fragen zur Seite.

Hier findest du mehr Infos und kannst deinen Termin buchen.

Herbst-Schreibwochenende: 1. bis 3. November 2024 (von Freitag Spätnachmittag bis Sonntag Mittag)

Eine Verabredung für dich und dein Schreiben, bei der wir dich dabei unterstützen (wieder) in das Schreiben zu kommen und dich mit deinen Ideen zu verbinden.

Du kannst mit allen Arten von Texten kommen und erhältst von uns Feedback, Schreibimpulse, Austausch zu Texten und zum Schreiben und natürlich jede Menge Inspiration und Motivation. Und einen herbstlichen Schreibspaziergang :)

Details zum Schreibwochenende

wie alles weich sein muss
wie ich auch harte Teile mag
Kinder brauchen auch Zahnräder
und Metallteile und Schraubverbindungen
zum Baukasten gehen um Verbindungen zu üben

– Ricarda Kiel

Die gute Website

Für Haltung, gegen Perfektionismus. E-Mail ist unsere liebste Art, digital zu kommunizieren. Mails können persönlich und direkt und unaufdringlich sein, mehr Unterhaltung zu zweit als Megafon. Dadurch ergeben sich so schöne und tiefe Dialoge, und dadurch wiederum Beziehungen. Diese „E-Mail-Briefe“ sind unsere Einladung an dich, an diesem Dialog teilzunehmen. An dem Versuch, über diese Bildschirme einen echten Austausch zu wagen.

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