Ich (Kathrin) habe gestern Morgen etwas Verrücktes gemacht: Ich war im Radio! Ich durfte im Deutschlandfunk-Studio stehen und in ein großes rundes Mikrofon sprechen und das, was ich gesagt habe, erklang genau in diesem Moment aus zahlreichen Küchen- und Autoradios, aus Computerlautsprechern und Kopfhörern. Ich war währenddessen so aufgeregt, dass mein Bauch gekrampft, meine Beine gezittert und meine Ohren gerauscht haben, aber: I made it, ohne umzufallen! Wie es dazu bzw. ich ins Radio kam Ende Februar ist mein Roman erschienen, dessen Titel sehr an Rente, die Ente aus Ricardas' letztem Brief andockt: Er heißt Lebensversicherung. Es geht darin um Angst und Absicherung, um ein Neubaugebiet und Vorabendserien, um Verluste und Versicherungen und auch viel um das Schreiben und die Kraft, die darin liegt. Darum, wie das Schreiben dabei helfen kann, etwas, das zunächst chaotisch (und vielleicht auch angsteinjagend) vor einem liegt, ein bisschen mehr zu ordnen und zu verstehen. Unter anderem dadurch, dass man Worte für etwas findet, für das man zunächst keine Worte hat. (Und über diese Lebensversicherung durfte ich gestern Morgen im Radio sprechen. Hier kannst du es nachhören.) Was mir dabei geholfen hat, Worte zu finden, die schließlich zu einem Roman wurden, (obwohl ich eigentlich keinen „langen Atem“ habe) Ich schreibe schon sehr lange. Aber „normalerweise“ nie lange an einem langen Text. Ich schreibe nämlich unter anderem deshalb so gerne Gedichte, weil sie so schnell fertig sind, weil ich dann schnell etwas habe, das ich anderen rüberreichen kann. Ich bin nicht sonderlich diszipliniert und deswegen war es für mich eine sehr große Herausforderung, über eine längere Zeit an einer größeren Sache dranzubleiben. 🦮 Was mir dabei geholfen hat, war ein Anerkennen der Tatsache, dass ich nicht sonderlich diszipliniert bin, ich gleichzeitig aber in wenig zu Verfügung stehender Zeit etwas schaffen kann. Ich habe mich also von der romantisierten Vorstellung verabschiedet, eine Autorin zu sein, die jeden Morgen oder gar jede Nacht stundenlang schreibt und stattdessen nach meiner Art und meinem Rhythmus zu schreiben gesucht. (Der vereinbar sein musste mit all den anderen Dingen, die ich zu meiner Arbeit zähle.) 🦮 Was mir dabei geholfen hat, waren einzelne Co-Writing-Stunden, bei denen wir uns ein paar Monate lang in einer kleinen Gruppe mehrmals die Woche online zum gemeinsamen Schreiben getroffen haben (deswegen glaube ich auch so sehr an unsere Co-Writing-Zeiten in den Schreibwochen und an den Schreibtagen!). 🦮 Was mir dabei geholfen hat, war ein unregelmäßiger aber intensiver Austausch über das Gedeihen des Projektes – mit Platz fürs Benennen von jeglichen Schwierigkeiten und Zweifeln (deswegen glaube ich so sehr an die Kraft von unseren wertschätzenden Feedback-Werkstätten und die Zweifelsprechstunden!). War das Gefühl, durch das beides nicht so alleine zu sein beim Schreiben. 🦮 Was mir dabei geholfen hat, war das Finden einer fragmentierteren literarischen Form, die zu meiner zeitlich fragmentierteren Form des Schreibens passt – und die es mir trotzdem ermöglicht, weiter auszuholen und eine größere Geschichte zu erzählen. Aber eben eine größere Geschichte in vielen kleinen einzelnen Teilen (Vignetten), die ich dann in einem späteren Schritt zu einer bestimmten Dramaturgie zusammengesetzt habe. (Zur Form der Lebensversicherung findest du weiter unten noch etwas mehr.) 🦮 Was mir dabei geholfen hat, waren auch spielerische Elemente, die in dieser Form Platz finden konnten, die mich im Schreibprozess haben laut auflachen lassen. (Es gibt in dem Buch z.B. viele Piktogramme und auch Fotos.) 🦮 Was mir dabei geholfen hat, war das Anerkennen der Tatsache, dass auch das Nicht-Schreiben zum Schreiben dazu gehört, dass mir eine gute Idee auch bzw. vor allem beim Spazieren gehen oder Zugfahren kommen kann und nicht beim starren am Schreibtisch sitzen. Dass Verarbeiten auch zur Arbeit an einem längeren Projekt dazugehört und dass ich zum Verarbeiten z.B. manchmal viel tanzen muss, manchmal viel schweigen, manchmal viel mit anderen sprechen und manchmal viel mit anderen lachen muss. 🦮 Was mir dabei geholfen hat, war die Vorstellung einer mir noch unbekannten Person, die irgendwann diesen Text lesen (und vielleicht dadurch bestärkt oder getröstet werden) kann. War die Vorstellung, irgendwann „fertig“ zu sein und diesen zum Buch gewordenen Text mit anderen teilen zu können, ihnen damit vielleicht etwas geben zu können – so wie mir zuvor viele Texte so viel gegeben haben. Das war immer wieder ein sehr wichtiger Ansporn, immer wieder eine sehr große Motivation – und für mich viel kräftigender als eine harte Disziplin als Antreiber. (Und seit Ende Februar ist das Buch nun fertig und in anderen Händen und das ist so wunderschön und krass und ich kann es alles noch nicht richtig glauben und fassen. Und bin so dankbar für die Möglichkeit, einen Verlag gefunden zu haben, der sich mit mir zusammen in dieses Abenteuer gestürzt hat. Und habe aber auch viel Sichtbarkeitskater.) Was das Schreiben an einem Roman mit allem anderen Schreiben zu tun hat (auch mit dem an Websites) Ich realisiere immer wieder, wie sehr das Schreiben – ganz egal, ob ich an einem langen Text sitze oder an einzelnen kürzeren Texten – in Behältern stattfindet (darüber haben wir in unserem Workshop bei der letzten Schreibwoche gesprochen): 🖊️ zu Zeiten, die ich mir dafür reserviere (und das können auch theoretisch nur 5 bis15 Minuten am Tag sein, in denen ich hirnschwappe oder mich lesend mit dem Geschriebenen verbinde) 🖊️ in klaren Verabredungen mit anderen (bis dann und dann schicke ich dir das und das) 🖊️ an (digitalen) Orten, die ich aufsuche, um von dort aus zu schreiben (z.B. unsere Schreibtage und Schreibwochen oder auch ein Atelier, eine Bibliothek, oder der eigene Küchentisch aber mit anderer Schreibtasse (= Tasse, aus der du immer trinkst, wenn du schreibst)) 🖊️ in einer bestimmten Form, die ich befülle (z.B. jeden Tag mit einem Hirnschwapp beginnen, jede Woche eine Vignette hinzufügen) Ich bin sehr überzeugt davon: Gute Behälter für das Schreiben ersetzen jegliche fehlende Disziplin. Gute Behälter ermöglichen einen langen Atem. In guten Behältern können Texte keimen und gedeihen und fließen. Und ich merke immer wieder, wie sämtliche Schreibprozesse aus verschiedenen aufeinander aufbauenden Phasen bestehen. Und wie wichtig es ist, jede Phase als solche anzuerkennen und zu schauen, was es in ihr braucht. Nicht alles gleichzeitig zu wollen, sondern die Qualitäten und Herausforderungen der Phase zu bemerken und zu achten. Beispielsweise darauf zu vertrauen, dass später, in einer anderen Phase, immer noch genug Zeit zum Überabeiten sein wird. Dass erst einmal alles wild sprießen und wachsen darf, bevor es geschnitten oder gerupft werden „muss“. All diese Phasen werden wir im Workshop Der Schreibprozess – Fließen lassen & in Form bringen in unserer nächsten Schreibwoche erkunden, die übernächste Woche (also vom 5. bis zum 10. Mai) stattfindet. Was die Form dieses Briefes mit der Form meines Romans zu tun hat aka. zum Abschluss ein Ausschnitt aus der Lebensversicherung Wovon ich überzeugt bin Wir müssen Romane (genauso wie jegliche andere Texte) nicht alleine schreiben. Wir können uns in unseren Schreibprozessen zusammentun. Wir können uns, auch wenn wir ganz unterschiedliche Schreibvorhaben verfolgen, gegenseitig inspirieren, uns über Schreibphasen austauschen, uns hilfreiches Feedback geben, gemeinsam zweifeln und wieder aufstehen und weitermachen. Uns miteinander daran erinnern, warum wir schreiben wollen. Deswegen freue ich mich so sehr auf all unsere Schreibtage und Schreibwochen, auf all unsere PoeTische! Auf alles, was ich noch mit Ricardas vorhabe! Wie und wann du demnächst mit uns gemeinsam schreiben (und über das Schreiben sprechen) kannst Eine Möglichkeit, uns schon in der nächsten Woche kennenzulernen und mit uns zu schreiben und über das Schreiben zu sprechen: 🌞 Wir-sind-nicht-alleine-Telko: 30. April, 14 - 15:30 Uhr Das ist eine monatliche, kostenlose Gemeinschafts-Videokonferenz für (werdende) Einzelselbständige und Künstler:innen, die Austausch und Unterstützung suchen. Neuerdings immer mit einem kleinen poetischen Impuls zum Ankommen. Wir treffen uns, um uns (über das Schreiben und die Rolle des Schreibens in unserer Selbstständigkeit, in unseren Leben) auszutauschen und in unserer Nähe zu bleiben. Du bist sehr herzlich willkommen, egal ob du zum ersten Mal teilnimmst oder fast jedes Mal dabei bist! Hier geht es zu den Details zur Wir-sind-nicht-alleine-Telko. Im Mai gibt es diese beiden Möglichkeiten, mit uns zu schreiben und zu denken, von uns Rat und Raum zu bekommen: 🌞 Schreibwoche Mai: 5. bis 10. Mai 2025 Eine Woche voller Motivation und Inspiration, Unterstützung und Gemeinschaft, um neue Texte zu beginnen oder begonnene fertig zu stellen. Eine Einladung, dein Schreiben jeglicher Art ernster zu nehmen und gleichzeitig ins Spielen zu kommen, ins wilde und freudvolle Ausprobieren und Forschen. Alle Textarten und Schreibphasen sind willkommen! Die Schreibwoche Mai enthält (unter vielen anderen tollen Dingen) wie gesagt einen Workshop zum Schreibprozess namens Fließen lassen & in Form bringen. Hier findest du weitere Details zur Schreibwoche. 🌞 Schreibtag am 16. Mai, 9 bis 17:30 Uhr Wir sitzen an einem Schreibtag digital zusammen (Stichwort: Behälter!), du arbeitest an deinen Texten (oder deiner Website) und wir sind in unserem Forum da für all deine Fragen, geben Feedback und Motivation, checken morgens und mittags gemeinsam in der Gruppe per Zoom mit dir ein und feiern am Abend mit dir, was du geschafft hast. Hier findest du mehr Infos und kannst deinen Termin buchen. Mit der Versicherung ganz lieber Grüße Es müsste eine Versicherung geben, – Ingeborg Bachmann, Malina |
Für Haltung, gegen Perfektionismus. E-Mail ist unsere liebste Art, digital zu kommunizieren. Mails können persönlich und direkt und unaufdringlich sein, mehr Unterhaltung zu zweit als Megafon. Dadurch ergeben sich so schöne und tiefe Dialoge, und dadurch wiederum Beziehungen. Diese „E-Mail-Briefe“ sind unsere Einladung an dich, an diesem Dialog teilzunehmen. An dem Versuch, über diese Bildschirme einen echten Austausch zu wagen.
Hier direkt eine Zusammenfassung dieses mal wieder etwas längeren Briefes: Die große Neuigkeit: Alle Selbstlernkurse (der Website selber machen Kurs, der Feinschliff, das Magnetprodukt) gehen in Rente – ich nehme sie ab dem 11. Juni von der Website. Der große Rabatt: Ich biete die Selbstlernkurse deshalb ab sofort um 20% günstiger an. Diese Kurse unterstützen nach wie vor richtig viele Menschen, ihre Website selber zu bauen – fast wöchentlich stellt jemand mit Hilfe dieser Kurse eine neue...
Hier kommt eine Postkarte von mir (Kathrin). Stell sie dir gern wie ein kleines Tütchen Blumensamen vor. Das Tütchen enthält: zwei Einladungen, ein Magnolienblatt & eine kleine Erzählung! Erstens: Wir wollen dich wieder zum gemeinsamen Schreiben einladen! An deinen Website-Texten, an deinem Newsletter, an deinem Blog oder deinem Roman, deinem Gedichtband, deinen Erzählungen. Auf jeden Fall in digitaler Gemeinschaft und mit Impulsen und Feedback und Motivationsluft von uns. Und zwar bei...
Hier kommen ein paar Gedanken zu der aktuellen Frage, ob es gerade noch moralisch vertretbar ist, auf Instagram zu bleiben. Ich vermute, dass diese Frage viele in meinem Umfeld beschäftigt (ich weiß, dass sie mich doll beschäftigt hat!), und es haben mich in letzter Zeit eine ganze Reihe von mehr oder weniger leisen öffentlichen „Austritten“ erreicht. Der Auslöser ist im Moment vor allem, dass Zuckerberg direkt nach Trumps Antritt bekannt gegeben hat, es werde auf seinen Plattformen keine...